Auf ins Riesengebirge! – Teil 3 von 5: Auf steilen Strecken über den Hauptkamm des Riesengebirges

Von Markus Egger

Teil 1

Teil 2

Am Morgen auf dem Weg zum Bahnhof wird erst noch mal an der Straßenbahnhaltestelle nach dem Rechten geschaut. Diesmal steht ein Wagen mit Niederflurmittelperron zur Fahrt nach Liberec bereit. Wagen 28 entspricht dem Umbautyp Tatra T3R.PLF, seine Modernisierung erfuhr er 2007.

Die Straßenseite des Bahnhofs von Jablonec nad Nisou. Etwas unpraktisch in Jablonec ist die über die Stadt verteilte Lage der Haupthaltestellen. Die Tram endet in einem Park gleich am Ortsanfang aus Liberec kommend, von dort aus kann man zu Fuß durch eine Hochhaussiedlung in knapp 5 Minuten zum Bahnhof laufen. Etwa 1km südlich am Rand der Altstadt liegt der Autobusové nádraží, an dem der Stadtverkehr von Jablonec sein Rendezvous abhält und der Regionalverkehr abfährt, von dort geht es steil bergauf in 5 Minuten zum Schienenhaltepunkt Jablonec nad Nisou centrum. Ganz früher hatte Jablonec sein eigenes Straßenbahnnetz das durch die Stadt verkehrte, Überlandlinie und Tram Jablonec existierten aber nur wenige Jahre gleichzeitig.

Das schöne am Reisen mit der tschechischen Bahn: In größeren Orten gibt es garantiert geöffnete Schalter, und wenn es keinen gibt, verkauft der Schaffner ganz selbstverständlich die Fahrkarten im Zug. Automaten braucht es in diesem System nicht. So kann ich ganz entspannt mein Ticket im Spezialtarif „Kleiner Grenzverkehr“ zum polnischen Szklarska Poręba Gorna (Oberschreiberhau) kaufen.

Nochmal ein Blick auf die Höhenangabe, bevor es richtig auf die Höhen geht:

Hilfreich für den Eisenbahnfreund sind ja beim „Erwerb der Streckenkunde“ auch die Neigungstafeln. Hier werden 10 Promille Gefälle über eine Länge von 170m angekündigt.


Mein Internationaler Personenzug von Liberec nach Szklarska Poręba Gorna fährt in Jablonec ein. Seit einiger Zeit wird diese Linie durchgängig betrieben, wobei im Sommer in den für Ausflügler relevanten Zeiten im durchgehenden Verkehr ein Stundentakt angeboten wird. Auf Teilstrecken wird dieser zum Halbstundentakt verdichtet. Dabei befahren die „RegioSpider“ der Reihe 840 auch den noch mit Zahnstange ausgerüsteten Steilstreckenabschnitt Tanvald (Tannwald) – Kořenov (Polaun). Die Nachfrage war auch im grenzüberschreitenden Abschnitt – allerdings bei Ausflugswetter an einem Sommerwochenende – gut, überwiegend Wanderer, die den Zug auf Teilabschnitten nutzten.


Desná (Tiefenbach-Dessendorf) ist einer der wenigen Unterwegsbahnhöfe an der Zahnradstrecke, der noch keine modernisierten Bahnsteige hat.

Schlechtes Foto, aber als Beweis für die Existenz der Zahnstange dient es. Wir erreichen gerade den Hp Desná-Riedlova vila

Angekommen in Szklarska Poręba Gorna. Der Zug füllt sich auch wieder ganz gut für die Rückfahrt Richtung Liberec.

Auch die Empfangshalle in Szklarska Poręba Gorna ist schön renoviert.

Auf einem Abstellgleis ruht sich der TLK „Aurora“ aus. Er war um 9:01 angekommen und hatte in seinen drei Kurswagen über Nacht Urlauber aus Warschau gebracht. Gegen 20 Uhr abends geht es wieder zurück. Die beiden Erstklasswagen sind deklassiert als 2.Klasse unterwegs.

Abgestellt am Busbahnhof fand sich dieser Setra S215 NR, der seit 2011 für PKS Tour Jelenia Gora fährt. Der Wagen ist Baujahr 1994 und ist im Vorderteil niederflurig – das was man heute LowEntry nennt, nur war dieser Begriff damals noch nicht geboren.

 

 

Blick auf den Bahnhofsvorplatz – irgendwie könnte man sich da auch fast im Schwarzwald fühlen…

 

Blick auf Szklarska Poręba und die Berge des Riesengebirges.

 

Dieser „Impuls“ der Koleje Dolnoslaśkie darf sich in der Höhenluft ein wenig ausruhen. KD bedient den Regionalverkehr auf der Strecke von Szklarska Poręba Gorna nach Jelenia Gora und weiter Richtung Wrocław (Breslau) mit diesen Triebwagen. Angeboten werden Züge etwa alle 2 Stunden, es gibt aber auch kürzere und längere Abstände. Vormittags ist der Verkehr dichter als Nachmittags.

 

 

Hier kommt aber mein Zug, der R 76900/76901 „Kamieńczyk“. Dieser von PR betriebene Regionalzug verbindet einmal am Tag Poznan (Posen) mit Szklarska Poręba Gorna über Wrocław und Jelenia Gora. Er ist als Tagesverbindung ausgebildet und wendet gegen Mittag in Szklarska Poręba Gorna.

 

Das Wagenmaterial ist modernisiert und klimatisiert. Es gibt eine „Regio Bar“ an Bord. Dazu passt dann aber nicht ganz dass man bis auf ganz wenige Ausnahmen an allen Unterwegststationen hält. Allerdings ist der Zeitverlust dadurch auch nicht so groß, da die Streckengeschwindigkeiten sehr überschaubar sind, die angezeigten 36 km/h wurden zwar noch auf der Bergstrecke aufgenommen, aber auch auf der Hauptbahn zwischen Jelenia Gora und Wałbrzych geht es über lange Stecken nur mit etwa 50 voran.

 

Angekommen in Wałbrzych Miasto (Waldenburg-Altwasser). Entlang der ganzen Strecke fiel auf, dass an sehr vielen Bahnhöfen diese neuen Einheitsbahnsteige mit diesen blauen Metallzäunen als Abgrenzung entstehen. Man scheint in Polen eher in Beton und Metall auf den Bahnsteigen zu investieren als in den Oberbau der Strecken – schade, denn was hilft der schönste Bahnsteig wenn die Züge konkurrenzlos langsam sind und deswegen auch sehr selten verkehren…

 

Das Empfangsgebäude ist schön renoviert, ein alter Wasserkran wurde kreativ integriert.

 

Anschließend ging es mit dem Stadtbus nach Szczawno-Zdroj (Bad Salzburnn), wo mein Hotel stand. Allerdings war der im Internet veröffentlichte Fahrplan wohl nicht mehr aktuell, denn eigentlich hätte ich noch eine halbe Stunde warten müssen, als in Wałbrzych Miasto schon mein Bus kam…
Auf dem Foto ist aber schon ein anderer Solaris-Wagen nach der Ankunft in Szczawno-Zdroj zu sehen.

 

Es hätte auch eine Busverbindung vom Bahnhof Wałbrzych Głowny (Linie 6) aus gegeben, die hatte ich im Internet aber gar nicht gefunden. Das wäre dieser vertrauenserweckende Kleinbus mit schwarz folierten Fenstern und einem komplett tätoweirten Fahrer im Kurzarm-T-Shirt gewesen…

 

Ein paar Blicke auf die sehenswerte Stadt Szczawno-Zdroj (Bad Salzbrunn), zuerst das Rathaus:

 

Dann ein Blick in die Fußgängerzone am Rand des Kurparks:

 

 

Auch hier konnte man dann gut speisen und nächtigen und noch gemütlich durch die Kuranlagen schlendern und dabei drüber sinnieren welche Anreisemöglichkeiten früher bestanden hätten . Bereits 1914 konnte man hier mit der elektrischen Bahn anreisen, die Strecke Nieder Salzburnn – Bad Salzbrunn – Fellhammer – Halbstadt war eine der ganz früh elektrifizierten Strecken in Schlesien (heute ist diese Strecke stillgelegt und abgebaut), zusätzlich gab es noch eine Straßenbahn von Waldenburg herauf.

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